Pflanzen- und Tierarten sind voneinander abhängig. Um Biodiversität beziehungsweise Artenvielfalt zu erhalten, reicht es deshalb nicht aus, sich nur mit einer Artengruppe, z.B. mit Pflanzen, Pilzen, oder Insekten auszukennen. Besonders in Zeiten des Artenschwunds sind gruppenübergreifende Kenntnisse je länger je mehr von Bedeutung. In unserem neuen Kurs "Wald - Wiese - Wasser: Beziehungen zwischen Artengruppen" geht es um genau solche gruppenübergreifenden Kenntnisse. Zusammen mit drei weiteren Artexperten, Adrienne Frei (Käfer, www.adriennefrei.ch), Claudio Koller (Libellen, www.edunata.ch) und Jonas Landolt (Vögel, Tagfalter/Heuschrecken, www.inatura.ch) gehen wir folgenden Fragen nach: Welche Insekten sind auf welche Pflanzen angewiesen? Wo legt ein Schmetterling seine Eier ab, von welchen Pflanzen ernähren sich seine Raupen und von welchen Pflanzen ernährt sich der Falter? Hier haben wir eines dieser Beispiele als Rätsel verpackt. Es geht um den Kleinen Eisvogel - Limenitis camilla (siehe Bild).
Der Kleine Eisvogel (Limenitis camilla) ist ein Schmetterling. Seine Flügelspannweite beträgt ca. 5cm und auf der Flügeloberseite besitzt er eine breite Binde aus weissen Flecken auf
schwarzbraunem Grund (Merkmale nicht vollständig aufgelistet). Als Falter ernährt er sich von Blüten verschiedener Pflanzenarten, z.B. von Arten der Doldenblültlern
(Apiaceae), Schafgarben (Achillea) und vom Liguster (Ligustrum vulgare). Seine Eier legt er aber nur auf eine bestimmte
Pflanzenart ab, nämlich auf jene Art, die seine Raupen als Futterpflanze brauchen. Auf welche? Siehe Rätselfrage.
Rätselfrage
Auf welche Pflanze legt der Kleine Eisvogel seine Eier ab?
Hinweise:
Die gesuchte Pflanze ist auf einem der folgenden Fotos abgebildet. Welche Pflanzenarten sind zu sehen?
Der Falter legt seine Eier vorzugsweise auf feucht und schattig stehende Pflanzen ab, d.h. die gesuchte Pflanzenart wächst auch an feucht-schattigen Standorten.
Lösung
Au den Fotos zu sehen sind:
- oben links: Gemeines Pfaffenhütchen - Euonymus europaeus
- oben rechts: Rote Heckenkirsche - Lonicera xylosteum
- unten links: Schwarzdorn - Prunus spinosa
- unten rechts: Brennessel - Urtica dioica
Der kleine Eisvogel legt seine Eier auf ...
Zwischen Juni und August legt er seine Eier auf die Blattspitzen der Roten Heckenkirsche - Lonicera xylosteum. Nachdem die Raupen aus den Eiern geschlüpft sind, fressen sie zunächst die Blattspitzen ab. Die Mittelrippe der Blätter lassen sie zurück. Solche Frassspuren kann man im Feld gut erkennen. Im Spätsommer baut sich die Raupe ein Hibernarium (Bild rechts) aus einem Blatt und überwintert darin. Im nächsten Frühling entwickelt sie sich schnell weiter und verpuppt sich etwa Ende Mai. Zwei Wochen später schlüpft dann der ausgewachsene Falter.
© Jonas Landolt, www.inatura.ch
Fazit
Der Kleine Eisvogel kann also nur überleben, wenn in seinem Lebensraum einerseits die Futterpflanzen der Raupen und andererseits der Falter in Flugdistanz zueinander vorkommen. Zusätzlich muss die Futterpflanze (Roten Heckenkirsche - Lonicera xylosteum) der Raupen an einem luftfeuchten Standort wachsen. Möchten wir Menschen sein Überleben sichern oder ihn fördern, ist dieses Wissen von absolut zentraler Bedeutung.
Findest du solche Zusammenhänge auch spannend? Dann ist vielleicht unser neuer Kurs "Wald - Wiese - Wasser: Beziehungen zwischen Artengruppen" etwas für dich. Mehr Infos zum Kurs sind hier zu finden.
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