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Die Fliegen der Trollblume - Fluch und Segen zugleich

Sind euch auch schon mal kleine Fliegen auf den Blüten von Trollblumen (Trollius europaeus) aufgefallen?

Nein? Dann schaut bei nächster Gelegenheit die gelben Kugeln etwas genauer an.


Oft sind sie zu beobachten, die Fliegen der Gattung Chiastocheta, wie sie flink auf und zwischen den Blütenblättern umherkrabbeln. Aber was tun sie da? Und weshalb sind sie für die Trollblume Fluch und Segen zugleich?

 

A) Die Fliegen schützen die Blüten vor Fressfeinden, ernähren sich aber selbst von den Staubblättern.

B) Die Fliegen sind Bestäuber und Samenräuber zugleich.

C) Die Fliegen sondern Lockstoffe ab, die andere Bestäuber anziehen, aber bewirken, dass die Blüten schneller verblühen.

 

Segen

Die Chiastocheta-Fliegen bestäuben die Blüten der Trollblume und tragen so zu deren Fortbestand bei. Studien zufolge sollen sie sogar über 90% aller Blütenbesucher ausmachen und praktisch alle gebildeten Samen sollen auf ihre Bestäubungsleistung zurückzuführen sein. Demnach könnte sich die auf Fremdbestäubung angewiesene Trollblume ohne die Fliegen gar nicht fortpflanzen.

(Ohne Fliegen keine Trollblumen)

Fluch

Die Fliegen verbringen ihr ganzes Leben in den Blüten. Tagein tagaus fliegen sie von Blüte zu Blüte, krabbeln zwischen den Blütenblättern umher und fressen Pollen und Nektar. Ist ein geeigneter Partner gefunden, paaren sie sich darin und, wer hätte es anders erwartet, auch ihre Eier legen sie in den Blüten ab. Darin liegt nun auch der Fluch, denn aus den Eiern schlüpfen gefrässige Larven, die sich an den Samen der Trollblume gütlich tun.


Die richtige Antwort ist also

Antwort B) Die Fliegen sind Bestäuber und Samenräuber zugleich.

Die Trollblume profitiert einerseits von der Bestäubungsleistung der Fliegen, andererseits kommen schlussendlich weniger ihrer Samen zur Ausbreitung als ursprünglich gebildet wurden. In der Regel sind es aber immer noch genug, um ihren Fortbestand zu sichern.

 

Apropos: Dies ist ein schönes Beispiel für eine Wechselbeziehung zweier Arten, aus der beide Partner Nutzen ziehen, in der Fachsprache auch Mutualismus genannt.

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Kommentare: 4
  • #1

    Adrian (Sonntag, 09 Juni 2019 10:41)

    Toll, wie ihr ein spannendes biologisches Phänomen einfach und anschaulich erklärt!

    Es gibt übrigens eine interessante Parallele bei Pilzen (Erstickungsschimmfel auf Gräsern), wo Fliegen aus derselben Gattung die Aufgabe der Befruchtung übernommen haben.

    Leuchtmann, A. and Michelsen, V. (2015). Biology and evolution of the Epichloë-associated Botanophila species found in Europe (Diptera: Anthomyiidae). Insect Systematics & Evolution 46:1-14.

  • #2

    Ursula Langenegger (Montag, 10 Juni 2019)

    Finde die anschauliche Erklärung ebenfalls super! Ich LIEBE die Trollblumen, sie gefallen mir einfach!! Sie sind geschützt, oder? Spielt trotzdem dieser Mutualismus? Oder ist der Fluch halt leider fast grösser als der Segen?

  • #3

    Constanze (Botanik Exkursionen) (Dienstag, 11 Juni 2019 10:08)

    Vielen Dank für eure Kommentare!

    @Adrian: Interessant, dass beim Erstickungsschimmel dieselbe Fliegengattung die Befruchtungsaufgabe übernimmt, war uns nicht bekannt. Wer weiss, vielleicht erarbeiten wir auch daraus mal einen Blogeintrag :-) - vielen Dank auf jeden Fall für den Hinweis auf die Publikation.

    @Ursula: Ja, die Trollblumen mit ihren gelben Kugeln sind wirklich toll :-). Sie sind aber nicht geschützt, zumindest nicht schweizweit, was dem Natur- und Heimatschutzgesetz bzw. dessen Verordnung zu entnehmen ist. Das kann kantonal aber variieren. Uns ist allerdings nicht bekannt, dass sie irgendwo geschützt sein soll. Wie dem auch sei, den Feuchtwiesen in der freien Natur steht sie allemal besser und hat ökologisch einen wesentlich grösseren Wert als zu Hause in einer Vase :-)

  • #4

    Matthias (Sonntag, 25 Juni 2023 04:02)

    Ja, das finde ich auch toll erklärt. Zum Schutz der Trollblume ist zu sagen, in D und A ist die Trollblume geschützt, kann aber aus Zucht gehandelt werden.