Die Witwenblume ist kein Korbblütler! Warum nicht??? Drei Merkmale verraten es.

Jetzt blühen sie wieder die Witwenblumen (Knautia sp.) und Skabiosen (Scabiosa sp.). Links im Bild, die Feld-Witwenblume (Knautia arvensis). Wer sie schon einmal genauer angeschaut hat, weiss womöglich, dass die lila «Blumen» aus vielen kleinen Blüten zusammengesetzt sind. Man nennt diese Blütenstände auch Körbchen, Köpfchen oder, weil sie grössere Einzelblüten vortäuschen, Pseudanthien.

Eigentlich sind Pseudanthien DAS Merkmal der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Typisch sind auch die grünen Hüllblätter, die die Pseudanthien aussen umgeben. Obwohl Witwenblumen und Skabiosen Pseudanthien mit grünen Hüllblättern bilden, gehören sie nicht zu den Korbblütlern. Warum nicht? Woran erkennt man das? Und in welche Familie gehören sie stattdessen? Versucht die "Nicht-Korbblütler-Merkmale" zuerst an den Bildern unten am Beispiel der Feld-Witwenblume (Knautia arvensis) herauszufinden. Unter den Bildern folgt dann die Erklärung. Die Bilder lassen sich mit Klick vergrössern.

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Lösung:

3 einfache Merkmale verraten, dass Witwenblumen und Skabiosen zu einer anderen Familie als zu den Korbblütlern gehören:

1. Gegenständige Blätter: Witwenblumen und Skabiosen haben gegenständige Blätter, Kobblütler hingegen haben in der Regel wechselständige Blätter. In der Schweiz kommen nur zwei Ausnahmen vor: Arnika (Arnica montana) und Wasserdost (Eupatorium cannabinum). Sie sind die einzigen in der Schweiz wildwachsenden Korbblütler mit gegenständigen Blättern.

 

2. Freie Staubbeutel: Habt ihr schon einmal die Staubblätter von Korbblütler-Blüten angeschaut? Die sind gar nicht so einfach zu erkennen und meist von aussen gar nicht sichtbar. Erst wenn man eine Einzelblüte aufmacht, kann man mit etwas Vorwissen die Staubblätter sehen und erkennen, dass die Staubbeutel rund um den Griffel herum verwachsen sind. Die Staubbeutel der Witwenblumen und Skabiosen sind hingegen ganz einfach zu erkennen. Sie ragen weit aus den Blüten heraus und sind frei, also nicht miteinander verwachsen.

 

3. Grüner Kelch: Die Einzelblüten der Witwenblumen und Skabiosen haben einen grünen Kelch. Er ist zwar klein, aber er ist vorhanden, und er ist grün. Korbblütler-Blüten haben nie einen grünen Kelch. Er ist entweder gar nicht ausgebildet oder zu Borsten oder Haaren reduziert und wird dann Pappus genannt. Er ist auf jeden Fall nie grün.

 

Zu welcher Familie gehören sie stattdessen?

Witwenblumen und Skabiosen gehören zu den Geissblattgewächsen (Caprifoliaceae). Ein paar der Familienmitglieder neigen zur Pseudanthienbildung, wie z.B. auch die Karden (Dipsacus sp.).


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Kommentare: 5
  • #1

    lisa jundt (Freitag, 05 Juni 2020 18:02)

    das war wieder eine super repetitionsübung!
    herzlich dank, lisa

  • #2

    Helen (Freitag, 05 Juni 2020 22:54)

    Immer spannend eure Rätsel, und dank den tollen Fotos erübrigte sich das Hinausgehen in den nassen Garten :-)

  • #3

    Harald Simmen (Samstag, 06 Juni 2020 09:09)

    Hallo,
    habe den Newsletter das erstemal bekommen und finde die Erklärung richtig gut. Schade nur das ich im Norden bon Deutschland lebe sonst würde ich mich gerne an den Exkursionen beteiligen.

  • #4

    Zingerle Gisella (Sonntag, 07 Juni 2020 08:26)

    Sehr interessant. Wieder etwas gelernt. Freue mich immer auf eure Rätsel. Danke

  • #5

    Hermann Moosbrugger (Montag, 15 Juni 2020 08:37)

    Sehr schöne und detaillierte Aufnahmen! 3 ... 2 ... 1... bin begeistert!